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Wie kann man Kriege und Konflikte dokumentieren? Das “Warm-Festival” sucht in Sarajevo Inspiration
08/07 17:18 CET
Sarajevo- Viele Konflikte hat diese Stadt in ihrer Vergangenheit bereits erlebt. Heute ist sie im Rahmen des WARM-Festivals über aktuelle Konflikte ein Treffpunkt für alle geworden, die über Kriege informieren, sie dokumentieren und analysieren wollen. Hier finden sie Vorbilder, wie man unter Kriegsbedingungen journalistisch arbeiten kann – wie zum Beispiel die Zeitung Oslobodenje.
Die Chefredakteurin Vildana Selimbegovic erklärt: “Während der gut 1400 Tage der Belagerung Sarajevos von 1992-1996, hat Oslobodjenne es geschafft, jeden Tag zu erscheinen, obwohl wir direkt an der Front gearbeitet haben. Die Druckerei und die Redaktion der Zeitung haben trotz allem weiter gearbeitet und Oslobodjenne hat so ihre Leser täglich erreicht und damit auch den Rest der Welt.”
Ein Beispiel, wie man innovativ Kriege und Konflikte dokumentieren kann, ist die digitale Plattform “Fama Collection”. Hier findet man gesammelte und digitalisierte Dokumente aus den vier Jahren der Belagerung Sarajevos. Sie sollen zeigen, wie man in einer Extremsituation wie dieser weiterlebt.
Gesammelt wurden sie unter anderem von Suada Kapi: “Ich war vier Jahre dabei und habe erlebt was eine Katastrophe ist und wie wann unter unmöglichen Bedingungen überleben kann: 24 Stunden Beschuss, kein Essen, kein Wasser, keine Elektrizität, keinerlei normales Leben, keine Schulen, keine öffentlichen Einrichtungen, einfach nichts… vier Jahre Lebenszeit in denen man unglaublicherweise weiterlebt. Die Bewohner hier in Sarajevo haben ihr Talent zu Überleben unter Beweis gestellt.”
Ein anderer Journalist, der es geschafft hat unter diesen Bedingungen seine Arbeit zu tun, ist Esad Gotovusa. Als Cheftechniker des bosnischen Fernsehens hat er zu Zeiten der Belagerung einen mobilen Übertragungswagen eingerichtet und war überall in Sarajevo im Einsatz: “Um es auf den Punkt zu bringen: es waren schwierige Umstände. Unsere Technik war noch analog, wir mussten das unterwegs noch schneiden und dann schnell zurück ins Studio fahren.”
Die “Warm Foundation”, eine internationale Stiftung für aktuelle Konflikte weltweit hat also nicht ohne Grund Sarajevo als Veranstaltungsort für ihr erstes Festival gewählt. Filmemacher, Forscher, Kriegsreporter- sie alle haben hier über neue Wege Konflikte zu bearbeiten diskutiert.
Rémy Ourdan, der Vorsitzende der Stiftung und Journalist bei “Le Monde” sagt über Die “WARM Foundation”: “Wir sind auf den Krieg spezialisiert, aber wir wollen uns allen öffnen. Wir haben die Stiftung mit Aktivisten aus Sarajevo und Reportern aufgebaut, jetzt sind aber auch Künstler und Wissenschaftler willkommen. Die Idee ist es, sich allen Blickwinkeln zu öffnen. Es geht um den Kampf für die Wahrheit.”
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